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Interview mit Chef-Entwickler Henk Oldenkamp
Interview mit Chef-Entwickler Henk Oldenkamp
Henk Oldenkamp, Erfinder des weltweit ersten Mikro-Wechselrichters und Chef-Entwickler bei Solarnative, erzählt uns in seinem Interview mit dem niederländischen Solar Magazine alles über die technische und kommerzielle Entwicklung des bahnbrechenden „Power Stick“. Lesen Sie hier die deutsche Übersetzung…
Deutsche Übersetzung des Solar Magazine-Artikels:
Die Solarindustrie außerhalb der Niederlande hat viele Perlen. In einigen von ihnen wird der Kurs (teilweise) vom Niederländern bestimmt. Das Solar Magazin besucht diesmal Henk Oldenkamp, Mitinhaber von Solarnative. Er entwickelte einen Wechselrichter, der in den Rahmen eines Solarmoduls passt. „Seit 30 Jahren wollte ich das schaffen, und jetzt ist es mir gelungen.“
Oldenkamp ist nicht nur einer der Pioniere der Solarenergie, sein Einfluss auf die Branche ist groß – in den Niederlanden und darüber hinaus. Seine Faszination für Solarenergie begann schon in jungen Jahren, doch die Technologie steckte noch in den Kinderschuhen, als er 1982 zum Wehrdienst eingezogen wurde. Dem konnte er entkommen, indem er einen Job in der Windenergiegruppe an der Technischen Universität Eindhoven annahm.
Tausende von Gulden
„Ich habe unter anderem Software und Elektronik zum Testen von Windkraftanlagen entwickelt“, erzählt Oldenkamp. 1984 habe ich ein Unternehmen in diesem Bereich gegründet. Doch die PV hat mich weiter gereizt. Die Wende kam 1992 in einem Gespräch mit Wim Sinke, damals schon das Gesicht der niederländischen Solarenergie-Community. Damals kosteten die kleinstmöglichen PV-Anlagen noch Zehntausende von Gulden. Die Wechselrichter hatten mindestens 5 Kilowatt. Er sagte: „Eigentlich müssten wir die sehr machen klein, am besten ein Wechselrichter pro Solarpanel.“ Ich sagte: „Das kann ich. Darin war ich schon immer sehr gut.“
Ein lächerliches Signal
Oldenkamp ließ seinen Worten Taten folgen. Sein erster Mikro-Wechselrichter kam um 1996 in Zusammenarbeit mit Shell Solar und dem Kabelhersteller NFK auf den Markt. Insgesamt wurden etwa 80.000 Einheiten installiert, was für die damalige Zeit eine Menge war. Das Schiff sollte jedoch bald darauf sinken. NFK wurde von DRAKA übernommen und erhielt ein neues Management. „Ich hatte die nächste Generation fast abgeschlossen, wurde aber von einem Tag auf den anderen entlassen und musste die Schlüssel abgeben. Später wurde noch etwas Restmaterial vor meine Haustür gestellt, aber das war es auch schon. Diese Wankelmütigkeit zeigte sich auch bei Shell Solar, die 2003 plötzlich die Niederlande mit der Botschaft verließen, dass es hier nie klappen würde. Die Regierung ging auf dieses lächerliche Signal ein: die Subventionen für PV wurden sofort gestoppt. Doch man war wie ein Fähnchen im Wind: Als Philips mit der Herstellung von Wechselrichtern begann, investierten sie viel Steuergeld, denn ‘wenn es Philips ist, muss es gut sein’. Im Nachhinein stellte sich alles als sinnlos heraus. Ich hatte es satt.“
1.000 Kilohertz
Das deutsche Unternehmen SMA kaufte 2009 die Technologie von Oldenkamp und gewann ihn als Berater. Doch das Unternehmen zog bald den Stecker und beendete das Geschäft mit Mikro-Wechselrichtern. Oldenkamp musste ganz von vorne anfangen und nahm seine Zukunft selbst in die Hand. Gemeinsam mit Julian Mattheis gründete er Solarnative und unternahm mit dem JT-350 [Power Stick] den nächsten Schritt in der Miniaturisierung seiner Technologie. „Ich habe Jahre gebraucht, das ist ein echter Durchbruch. Das Geheimnis liegt in der Schaltfrequenz. Je höher diese ist, desto kleiner können wir es machen. Wir können kleinere Energiepakete übertragen. Die Kehrseite ist jedoch, dass ohne innovative Maßnahmen die Effizienz sinkt. Ich habe es geschafft, die Resonanzfrequenz auf 1.000 Kilohertz anzuheben, während sie 350 Watt an das Netz liefern kann. Dadurch können wir einen Mikro-Wechselrichter herstellen, der in den Rahmen eines Solarmoduls passt. Ein wichtiger Vorteil ist die Lebensdauer. Der Metallrahmen eines Solarpanels leitet Wärme ab und ist in der Regel zwischen 15 und 20 Grad Celsius kühler als das Solarpanel. Das gilt auch für einen eingebauten Wechselrichter. Dadurch verlängert sich seine Lebensdauer um den Faktor 2 bis 3.“
Lichtbogen
Ein weiterer Vorteil des JT-350 [Power Stick] ist laut Oldenkamp, dass er günstig ist. Er wird direkt in den Rahmen geklickt, das spart Kabel, Stecker und Arbeit. Es sind auch keine Bypass-Dioden erforderlich. All dies macht ihn auch sicher. Das Auftreten eines Lichtbogens ist ausgeschlossen. Die Netzspannung ist durch eine doppelte Sicherheitsisolierung von der Solarpanelspannung getrennt. Dadurch wird die Gefahr eines Stromschlags im Falle einer Beschädigung des Solarmoduls ausgeschlossen. Das Gateway verfügt über eine automatische Mapping-Funktion, die die Reihenfolge der Strings und eventuell fehlender Konnektoren ermittelt. Über die Long Term Evolution (LTE)-Technologie steht es zudem in direktem Kontakt mit dem Internet. Das LoRa im Gateway ermöglicht die drahtlose Kommunikation mit anderen Geräten. Datenkabel sind somit nicht erforderlich und es ist mit Geräten in einem Smart-Energy-Haushalt koppelbar.
Balkon-PV
Oldenkamp: „Auf der Intersolar Europe haben wir Bestellungen über 1.000 Einheiten pro Monat erhalten, während die Produktion noch nicht einmal begonnen hat. Eine eigene Fabrik soll entstehen, wahrscheinlich in Frankfurt. Dann liefern wir bald Hunderttausende aus. Die Installateure stehen schon Schlange. Das hat zum Teil mit dem zu tun, was wir hier Balkon-PV nennen. In Deutschland ist es erlaubt, PV-Anlagen bis 600 Watt Peak direkt an die Steckdose anzuschließen. Dies ist nun auch in Österreich, Spanien und Polen erlaubt. Der Rest von Europa wird wahrscheinlich bald folgen. Diese Entwicklung wird Solarnative einen Kickstart geben. Unsere Technik passt perfekt. Ich wollte das seit 30 Jahren, und jetzt habe ich es getan. Ich werde die Geschichte endlich beenden und das fühlt sich wirklich gut an.“
Original-Artikel: © SOLAR Magazine NL